Aufgekommene Fragen... |
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Ich wurde gefragt: | ||||
[...] Mein Pferd und ich, wir kennen uns schon so ca. 2 jahre und er hat schon immer seine Eigenarten. Früher war es noch schlimmer, denn seine Besitzer ritten nur jedes jahr so ca. 2 mal und eine richtige Ausbildung hat er wahrscheinlich auch nicht genossen. aber er hat immer noch so Angewohnheiten, mit den ich nicht weiter komme! Da wäre zum Beispiel, das er scheinbar total abhängig von seiner Herde ist. Sobald er von ihnen getrennt ist, ist er total verändert! Er bockt und benimmt sich wie ein Hengst und widersetzt sich mir und in diesen Momenten weiß ich nicht weiter! Es führte sogar schon einmal so weit, dass er über den Zaun der Weide (nicht grad niedrig) sprang, um seiner geliebten Stute hinter her zu rennen und ein anders mal riss er den Strick ab, als ich ihn von der Weide in den Stall holte, während die andern noch draußen waren. Wenn er von anfang an alleine z.B. in der Halle ist, ist er zwar leicht nervös aber noch reitbar, doch wenn ein anderes Pferd erst drin ist und dann rausgeht spinnt er total. Erst vor Kurzem war so eine Sitution und er hat dann nur noch zur Tür gedrängt und hat gebuckelt und fast gar nicht auf Hilfen reagert und ich wusste nicht was ich nun genau tun soll, da er dann total anders ist als sonst! Er ist zwar immer ein bisschen schwierig, doch wir haben zusammen schon viel gelernt nur noch dieses Problem mit der Einsamkeit bewältige ich einfach nicht und dieses Widersetzen. Denn wenn er so buckelt habe ich kaum noch eine Chance, ich bleib zwar drauf, aber normales reiten ist nicht möglich! Vielleicht hast du ja Tipps, wäre total nett... Evtl. ist dir ja auch schonmal so etwas untergekomen!? | ||||
Meine Meinung dazu: | ||||
Dein geschildertes Problem ist mir nicht neu. Viele Pferde leiden unter der Angst alleine bleiben zu müssen. Für das Sozialtier Pferd bedeutet die Herde Überleben, alleine wäre ein Pferd in freier Natur dem Tod ausgesetzt, denn es könnte weder in Ruhe grasen noch in Ruhe schlafen. Pferde sind im Herdenverband aufeinander angewiesen. Natürlich gilt das auch für unsere "Hauspferde". Bevor ich an die Lösung eines Problemes denke, versuche ich immer zuerst die Ursache für das Verhalten des Pferdes heraus zu finden. Denn ein Pferd hat immer einen Grund für sein Verhalten. Könnte es sein, dass Dein Pferd in früherer Zeit einmal alleine sein musste - so etwas kann sich zu einem tief sitzenden Trauma entwickeln? Grundsätzlich würde ich -sofern ich es aus der Ferne beurteilen kann- glauben, dass Dein Pferd nicht genug Vertrauen hat. Ein Mensch kann niemals Pferdegesellschaft ersetzen, doch während Eurer gemeinsamen Zeit sollte sich Dein Pferd Dir ganz und gar anvertrauen können. Ich würde an der Vertrauensbeziehung zwischen Euch arbeiten. Ich kann Dir aber gleich sagen, das kann Monate und Jahre dauern, ein solches "Problem" ist nicht von heute auf morgen zu lösen und kann auch nicht durch einen "guten Rat" aus der Welt geschafft werden. Die meisten "Probleme" zwischen Mensch und Pferd sind meiner Erfahrung nach in zu wenig Vertrauen begründet. Ich möchte Dir von meinem Smokey erzählen: als er zu mir kam war er ziemlich enttäuscht von der ganzen Welt, vor allem von Menschen, er hatte schreckliche Erfahrungen hinter sich. Er hatte kein Vertrauen in den Menschen und klebte an meiner Stute Lea wie eine Klette. Ich konnte ihn anfangs nicht alleine lassen, ich hatte wirklich Angst, er würde sich verletzen, weil er in den Zaun laufen würde oder so etwas. Als ich anfangs alleine mit ihm unterwegs war, war es genauso, er wieherte und wollte immer wieder zu Lea. Ich war beharrlich und ging in kleinen Schritten vor. Immer wieder machte ich ihm die Zeit mit mir so angenehm wie möglich, ich ging nicht "normal" reiten, sondern führte ihn spazieren, ließ ihn grasen, einfach was ihm so Spaß machte. Mit der Zeit gewann er immer mehr Vertrauen in mich. Bald konnte ich ihn auch alleine im Offenstall lassen, wenn ich mit Lea unterwegs war, auch wieder in kleinen Schritten, anfangs nur ein paar Minuten. Seit Langem haben wir keinerlei solche Probleme mehr, aber die ganze "Problemlösung" hat insgesamt über ein Jahr gedauert - und es ist der Mühe wert. Nun möchtest Du einen Rat von mir... nun, wir Menschen - so hart es auch immer wieder klingt- müssen etwas tun, damit das Pferd sein Verhalten ändern kann. Ein Pferd verhält sich immer genau so, wie sein Gefühl es ihm sagt. Pferde können niemanden veräppeln oder mit Absicht "böse" sein. Ich würde an Deiner Stelle viele Vertrauensübungen machen und das Pferd so abwechslungsreich wie möglich beschäftigen. Wenn Du in der Halle bist, mach zwischendurch Führübungen um Hütchen, über Stangen, durch Reifen, über Planen, mit Flatterbändern - während dem Reiten immer Abwechslung reinbringen, viele Tempowechsel, Volten, evtl. Seitengänge u.ä. und natürlich auch die oben genannten Dinge - und ganz wichtig immer loben, loben, loben. Gib ihm ruhig für seine Bemühungen eine Leckerei, mach ihm das Zusammensein mit Dir so angenehm wie möglich, so dass es für ihn irgendwann am Wichtigsten ist, mit Dir zusammen zu sein und Dir zu gefallen. Sei geduldig mit Dir und mit ihm und lass Dir von niemandem irgendwelche "Zwangsmanipulationen" einreden, das würde evtl. zum Funktionieren des Pferdes führen, aber niemals zu Zusammenarbeit und Freundschaft. Ich kann immer wieder nur betonen, sei geduldig - Vertrauen braucht Zeit, viel Zeit. Lobe Dich selbst und Dein Pferd für jeden noch so kleinen Erfolg, es wird sich bestimmt lohnen. Vielleicht kannst Du die oben beschriebenen Übungen auch mit einer Freundin und einem zweiten Pferd anfangs gemeinsam machen, dann zwischendurch Du alleine mit Deinem Pferd und irgendwann so, dass das andere Pferd aus der Halle gehen kann, während Dein Pferd und Du voller Freude weiter Eure Aufgaben bewältigen. Ich möchte sagen, dass ich mit Geduld noch alles erreicht habe, was ich wollte mit meinen Pferden. Zeit, Geduld und Verständnis ist meiner Meinung nach der beste Weg. Zwangsmaßnahmen bringen das Pferd nur zur Unterwerfung oder zu Aggression, das wäre nichts für mich. Meine beiden Pferde waren keine "normalen" Pferde in diesem Sinne, wohl eher sogenannte "Problempferde" - mit viel Geduld, Liebe und Hingabe habe ich es dennoch geschafft, dass Lea und Smokey wieder Vertrauen in sich selbst und in die Menschen haben, und ihr Leben sowie die ihnen gestellten Herausforderungen lieben. Du schreibst auch, dass Dein Pferd keine richtige Ausbildung erhalten hat. Gibt es bei Euch vielleicht einen guten Ausbilder, der Dich und Dein Pferd unterstützen könnte? Denn vielleicht versteht Dich Dein Pferd ja nicht richtig, weil er nie richtig gelernt hat, was die Reiterhilfen bedeuten? Unverständnis führt immer zu Unsicherheit. Auch möchte ich Dir gerne ans Herz legen, Dich mit Büchern über Pferdepsyche und Pferdeverhalten auseinander zu setzen, so kannst Du lernen, Dein Pferd noch besser zu verstehen. |
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Vertrauen II... | ||||