Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
  Die Fragen finden Sie im Text. Meine Antworten dazu sind in Fettschrift geschrieben.  
     
  Meine Meinung dazu:  
  1. Teil der Unterhaltung

[…]
… zur Gleichberechtigung - ja, ich versteh schon, wie Du das meinst, aber der Punkt ist eben, dass die Pferd-Mensch-Beziehung stimmen muss, Vertrauen und Respekt auf Gegenseitigkeit beruhen. Dann wird es auch erst möglich, das Pferd eben mal machen zu lassen, ohne dass es vielleicht gefährlich werden könnte. Aber bei den von mir beschriebenen Paaren stimmt eben diese Basis nicht, leider.
Die Leute, die Du beschreibst, laufen mir leider zu Genüge „über den Weg“. Die Pferde fühlen sich bei diesen Menschen unwohl und unsicher und übernehmen deshalb selbst die Führung ohne auf den Menschen zu achten. Das hat allerdings gar nichts zu tun mit dem, was ich fühle und wie ich mich gegenüber Pferden verhalte. Ich bin stets bemüht achtsam und im Hier und Jetzt zu sein --- das hat etwas zu tun mit Bewusstheit, Besonnenheit, Zentriertheit, Klarheit sowie Entschlossenheit, Selbstbewusstsein und auch tiefer Verbundenheit, Liebe und Hingabe :-).



… Meine Miteinstallerin ist selbst so unsicher und unklar und wechselhaft, dass das Pferd sie einfach nicht ernst nimmt - und wie soll es das auch, wenn da meist nur die Kopie von irgendeinem Guru vor ihm steht...
Ich glaube, Du hast es auf den Punkt gebracht. Ich denke nach wie vor, dass die Arbeit an sich selbst am Wichtigsten ist, doch das wollen manche Menschen nicht wahr haben. Dabei sind Pferde so wunderbare Lehrer in der Schule des Lebens, sie weisen uns ehrlich aber ohne negative Wertung auf unsere förderungswürdigen Lebensbereiche hin, so dass wir wissen, woran wir arbeiten müssen. Die Pferde geben uns jederzeit ein ehrliches Feedback und helfen uns so, den „richtigen Weg“ zu finden und beizubehalten.



…Allerdings bin ich mir etwas unsicher, was den Respekt meines jungen Pferdes angeht, er ist eigentlich sehr lieb und vorsichtig und höflich, aber ab und zu lässt er schon mal den Lausebengel raus und testet auch aus, was so geht und was nicht. Ich denke, das ist auch völlig normal in seinem Alter. Ich versuche, solche unerwünschten Sachen vorher zu ahnen und von vornherein zu verhindern oder auszubremsen...
Dazu denke ich, ist es wichtig aus sich heraus zu handeln. Nicht mit „aufgesetzter Dominanzgeste“ sondern richtig aus dem Gefühl heraus. Dann kommt die Botschaft auch beim Pferd an. Wenn ich mich zum Beispiel bedrängt fühle und das Pferd um Abstand bitte, so ist das für die Beziehung völlig in Ordnung, weil ich einen Wunsch, der in meinem inneren entsteht äußere (nicht weil irgendeine Dominanzregel das vorschreibt). Weißt Du was ich meine? Manchmal fällt es mir leider zu leicht, von solchen Dingen zu reden, weil ich irgendwie eine gewisse Routine habe. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, irgendwie erahne ich schon vorher, was das Pferd nun macht und ich reagiere ohne Nachzudenken aus dem Gefühl heraus. Dadurch bin ich für das Pferd präsent, klar und ehrlich. Egal ob ich nun etwas positives oder etwas negatives mitteile. Ich meine es immer im Sinne der Freundschaft zum Pferd, niemals mit niederen Gefühlen wie Macht, Geltungsbedürfnis etc. gemischt. Allerdings musste ich daran arbeiten. Im Nachhinein bemerkte ich manchmal, dass mein Handeln den Schatten egoistischer Züge trug, dann habe ich mein Verhalten hinterfragt und mich bemüht, meine geistigen Blockaden loszuwerden um dann ohne niedere Gefühle reagieren zu können.



… aber ich trau mich z. B. noch nicht, mit ihm frei zu spielen (so wie Du das mit Deinen Pferden machst - das finde ich total schön!), weil ich befürchte, dass sein Übermut mit ihm durchgehen könnte, er mir vielleicht weh tun könnte…
Ich kann Deine Zweifel gut verstehen. Manche Pferde rempeln, kicken und zwicken gerne im Spiel. Smokey ist ein sehr zurückhaltender Spieler, stets bedacht mich nicht zu bedrängen. Mit Lea musste ich das erst üben, sie war anfangs so rempelhaft, dass sich sogar Smokey fürchtete, wenn sie loslegte. Bei Lea lag das allerdings sicherlich in ihrer einsamen Kindheit begründet, sie musste das „gesunde“ Sozialverhalten und auch das Gefühl für ihren eigenen Körper erst langsam wieder lernen.

Nachdem ich merkte, dass ich mit Lea nicht „normal“ spielen kann, lernte ich ihr zunächst, auf Antippen mit dem Gertenknauf zur Seite zu gehen. Als ich dann langsam das Spiel mit in unsere Beschäftigung mit einbaute und ich dann auch zu rennen, springen und toben begann, konnte ich Lea, wenn sie die „Kontrolle verlor“ durch „abweisendes“ Zeigen mit dem Gertenknauf wieder auf Abstand bringen. Das hört sich zwar jetzt nicht unbedingt spielerisch an, doch meine Gesundheit liegt mir sehr am Herzen und Lea hat meine Botschaft dann auch verstanden. Schließlich kam es von innen heraus, mein Gefühl dabei war: „Lea wenn Du mir so nahe kommst und mich zu rempeln drohst, fürchte ich mich. Bitte gib mir Sicherheitsabstand.“ So ehrlich gemeinte Botschaften werden von Pferden nicht als Abweisung sondern als Kommunikation empfunden – meiner Erfahrung nach.

Mit Rangordnung hat das Spielen nur teilweise etwas zu tun. Das (faire! so wie es allen Wesen angeboren ist) Spielen ist sozusagen ein „freier Bereich“, da ist jedem alles erlaubt was Freude macht und niemanden verletzt – das konnte ich sehr gut bei den Przewalskiherden im Nbg.er Zoo beobachten. Der Leithengst spielte ausgelassen mit den Junghengsten, alles ist erlaubt. Der Leithengst ließ sich von den Jährlichen zwicken, verfolgen, kneifen alles – und er gab natürlich spielerisch zurück :-).
Sehr schöne Texte und Bilder über „Pferdespiel“ findest Du in dem Buch „Selbstbewusste Pferde“ von I. Spilker.

Wenn Du Angst hast, dass Dein Pferd Dich rempeln könnte ist es vielleicht besser, wenn Du mit dem Spielen wartest. Beim Spiel sollte der „Geist“ frei sein um aus sich heraus handeln zu können. Angst und Zweifel würden die Freiheit des Geistes von vorne herein behindern. Das könnte dann auch vom Pferd falsch aufgefasst werden, weil innerliche Angstgefühle manchmal leicht aggressive Körperhaltungen zur Folge haben (oft unbemerkter Weise).




… zur "Rangordnung" zwischen mir und meinem Pferd ..
Ich ordne mich nicht in die Rangordnung der Pferde ein, weil ich kein Pferd und kein Herdenmitglied bin. Ich verbringe nur wenige Stunden am Tag bei meinen Pferden. Sie nehmen mich in dieser Zeit als Gast, Freund und Lebenspartner auf. Zur Herde gehöre ich nicht … ich sehe weder aus wie ein Pferd, noch fresse ich Gras, noch kann ich mit dem Kräftemessen der Pferde mithalten, noch schlafe ich auf Sägespänen, noch … noch … noch … :-)

Wenn Du aber unbedingt diesen Begriff Rangordnung im Zusammensein Mensch-Pferd ins Spiel bringen möchtest, dann kann ich Dich beruhigen. Sämtliche Menschen, die Wert auf Rangordnung legen, sagen meine Pferde würde mich wohl als „ranghöher“ anerkennen, weil sie mir gerne folgen, mit mir zusammenarbeiten, auf mich Rücksicht nehmen, meine Wünsche ernst nehmen, etc. Nur meine Sicht der Dinge ist eben in dieser Hinsicht anders … :-). Wollt ich nur mal so nebenbei sagen :-). (Meinen Text Dominanz & Co. kennst Du ja -glaube ich- schon ;-).




 
     
  *** Rückfragen *** 2. Teil der Unterhaltung


Im Nachhinein hoffe ich, dass Dir nicht die ein oder andere "Meinung" in die falsche Kehle gerät.
Da brauchst Du Dir keine Sorgen machen:-). Im Gegenteil: jede Deiner Aussagen bringt mich zum Nachdenken und dazu meine Einstellung zu hinterfragen, was eine große Bereicherung für mich ist. DANKE :-)!!



… ich hatte z.B. beim beobachten von reinen Junghengstherden schon das Gefühl, dass sie spielerisch auch ihre Rangordnung ausmachen. Vielleicht missinterpretiert man das ja...?
Ich beobachte momentan öfter eine Junggesellenherde. Der Ranghöchste, ein Apaloosafarbener spielt am Liebsten mit dem Rangniedersten einem Schecken. Obwohl im „normalen“ Umgang, besonders an der Heuraufe, der Schecke dem Apaloosa weicht und sich in Acht nimmt, hat das beim Spielen keine Bedeutung. Der Schecke steigt höher, ist übermütiger, gewinnt bei den Wettrennen und zwickt den Appaloosa genüsslich :-). So richtig spielerisches Raufen. Vielleicht kann ich mal Bilder machen :-). Natürlich dient das Spielen auch der Vorbereitung auf den „Ernst des Lebens“, das möchte ich nicht außer Acht lassen, da für alle Lebewesen das Spiel, die Art und Weise ist, um als Jungspund fürs Leben zu lernen, sich selbst zu erfahren, Kräfte zu messen und Überlebenstechniken zu üben.
Erzähl mir doch ein bisschen von Deinen Erfahrungen – ich würde mich freuen.




… nur mal angenommen, diese Übungen z.B. das Weichen nach Pat Parelli haben auch rein objektiv auf das Pferd eine Wirkung - bringt man sie dann nicht (vielleicht sogar ungewollt) in eine objektiv rangniedrigere Position?
Das glaube ich nicht, jedenfalls habe ich das noch nie so empfunden, da ich meine Pferde jederzeit positiv bestärke. Wenn ich z.B. mein Pferd auffordere, mir Platz zu machen, weil ich durch möchte, so erfolgt auf die Reaktion des Pferdes ein Lob meinerseits, das dem Pferd ein positives Gefühl vermittelt.
Die Sache mit dem Rückwärts sehe ich ohnehin als sehr suspekt, was die Rangordnungsbehauptungen der „Gurus“ angeht. Beobachte mal eine Herde: Du wirst merken, dass Pferde, wenn sie dem Ranghöheren weichen, dies vorwärts oder seitwärts-vorwärts tun (vorausgesetzt es ist eine halbwegs natürliche Haltungsanlage ohne Sackgassen). Das Rückwärts verwenden Pferde eher zum Angriff und/oder zur Verteidigung. Hast Du einmal darauf geachtet? Mir ist das schon öfter aufgefallen.




… ich bin nicht so sicher, ob ein Pferd mit menschlichen Begriffen wie "Gleichberechtigung" was anfangen kann. Wie gesagt, ich achte und respektiere auch die Meinung und die Wünsche meiner Pferde, aber ich weiss nicht - ob das von ihnen als "Gleichberechtigung" aufgefasst wird?
Den Begriff kann man sicherlich nicht auf Pferde übertragen. Aber ich als Mensch darf das Gefühl der Gleichberechtigung haben, das wiederum gibt den Pferden ein gutes Gefühl, das das Selbstvertrauen stärkt. Es gibt mir ein gutes Gefühl meinen Pferden Freiheiten zu gewähren, wo sie ohnehin in „Gefangenschaft“ leben und sich meiner Fürsorge anvertrauen müssen. Deshalb versuche ich, ihnen im Zusammensein mit mir, soviel Freiheit wie möglich zu geben – das ist es was Pferde bemerken und schätzen, die Fähigkeit eine Meinung zu haben, die vom Gegenüber respektiert wird :-).

Zum „Einordnen“ möchte ich noch etwas sagen. Die meisten Pferde müssen wohl denken, dass Menschen Rüpel sind und sich laut und schubsend verständigen. So ergeht es mir jedenfalls wenn ich in verschiedene Reitställe schaue. Da wird gebrüllt, gerempelt und so weiter – von Seiten des Menschen. Ist es da verwunderlich, dass die Pferde zurückrempeln. Schließlich müssen sie annehmen, dass Menschen so roh in der Kommunikation sind, da sie ja nicht fein kommunizieren mit ihren Pferden.
Meine beiden Fellnasen sind da sehr vorsichtig, weil ich sie sanft und vorsichtig behandle. Erst vorgestern waren die 5 Nachbarskinder zu Besuch. Sie gingen zu Smokey auf die Weide um ihn zu bürsten. Die Kinder (im Alter von 5 – 10 Jahren) wissen, dass sie die Meinung des Pferdes achten müssen und es akzeptieren müssen, wenn Smokey keine Lust hat. Smokey dagegen stand still als wäre er angenagelt und hatte jede Sekunde alle 5 (!) Kinder im Blick, er hat auch aufgehört Gras zu knabbern und seine ganze Aufmerksamkeit den Kindern geschenkt. Niemals würde Smokey ein Kind anrempeln oder auch nur ein Bein bewegen, wenn ein Kind neben ihm steht. Ich glaube kaum, dass Smokey die Kinder irgendwie Rangmäßig einordnet. Stattdessen empfindet er Verantwortung und Fürsorge. Ich weiß, dass viele Menschen solche Gefühle Tieren nicht zusprechen wollen, ich sehe das anders und ich beobachte das immer wieder aufs Neue.
Aus der schlimmen Situation, aus der ich Lea befreite, durfte ich auch etwas lernen. Mit Lea waren mehrere Pferde untergebracht, dabei eine Stute mit Fohlen. Alle Pferde waren abgemagert und unterernährt. Lea verzichtete auf das Futter und verteidigte als „Ranghöchste“ das Futter so lange gegen die Herde bis die Stute mit dem Fohlen in Ruhe gefressen hatte. Sogar Lea selbst fraß nicht, sondern stand beschützend neben der Stute.
Führen heißt Dienen, das wird mir immer wieder bewusst! Und wir Menschen sollten das auch für uns gegenüber den Pferden so sehen :-).




 
     
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