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[...] Wenn das Pferd panisch weg möchte, kannst Du den Strick auch gleich fallen lassen – 600 kg gegen 60 kg, ich glaube, da haben wir Menschen wenige Chancen… selbst wenn wir uns aus Reflex an den Strick klammern.
Ich übe deshalb mit unsicheren Pferden viel in eingezäuntem sicheren Bereich und gehe anfangs mit der langen Longe spazieren, da kann ich meterweise Seil nach lassen, so dass das Pferd seinem Fluchtimpuls mehrere Sprünge weit folgen kann (!), danach bleiben die Pferde meistens von selbst stehen und Gucken oder werden langsamer, dann kann ein Zuppeln an der Longe das Pferd vielleicht wieder ins „Hier und Jetzt“ zurückholen.
Aber bitte Vorsicht! Die lange Longe muss in der Handhabung vorher geübt werden, nicht dass der Mensch sich selbst „fesselt“/sich einwickelt oder sich einen Teil der Longe im Eifer des Gefechts um irgendein Körperteil wickelt – das kann gefährlich werden. Deshalb übe ich die Handhabung der langen Leinen immer „trocken“ an einem menschlichen Partner bis das flotte Annehmen und Nachgeben der Leinen wie im Schlaf klappt :-). Und wie schon erwähnt: möglichst Handschuhe tragen, um Verbrennungen beim evtl. Reißen der Longe durch die Hand zu vermeiden.
Ganz wichtig ist für mich, dass jedes Pferd, wenn es zu mir kommt, bzw. bei mir ist gelobt wird – auch mit Leckereien. Dann ist es leicht, ein entkommenes Pferd wieder einzufangen, weil es mit einer Leckerei rechnet, wenn es zu seinem Menschen zurückgeht. Ich habe solche Situationen leider schon manchmal miterlebt und musste das eine oder andere Pferd durch Wald und Flur verfolgen. Zum Glück ist niemals etwas passiert. Meistens beruhigen sich die Pferde nach der Panik bald wieder und fangen an zu grasen oder tappeln langsam Richtung Heimat. Dann kann man sie entweder zu fassen kriegen – es schleift ja schließlich eine mind. 8 m lange Leine hinterher ;-) oder man begleitet sie nach Hause wo sie meistens vor dem Tor brav warten und sich nehmen lassen.
Nicht dass ich es verharmlosen möchte, wenn ein Pferd ausbricht!! Wir Menschen sind in der Verantwortung Pferd und Führperson entsprechend auf die Ausflüge vorzubereiten und wenn einmal etwas „passiert“, sollten wir Ruhe bewahren und die Situation bestmöglich meistern.
Ich habe Dir Bilder von einer Situation mitgeschickt, wo es zum Glück so gelaufen ist, wie ich es mir wünsche. Smokey hatte sich erschreckt und war einige Meter davon galoppiert (der 4m Strick war dafür zu kurz). Nach dem ersten Schrecken bleibt er stehen und guckt mich fragend an. Ich habe mich in der Zeit keinen Millimeter von der Stelle bewegt und drauf geachtet, dass meine Muskeln ganz locker sind und dass ich tief atme. Ich lächle ihn an und bedeute ihm körpersprachlich, dass alles in Ordnung ist, was meine lockeren Muskeln und mein ruhiger, tiefer Atem unterstützen. Voller Ruhe kommt Smokey zu mir und ich belohne ihn mit überschwänglichem EHRLICHEM Wortlob und Streicheleinheiten. Dann „üben“ wir weiter, als wäre nichts geschehen :-).
Es geht nicht immer ganz so gut aus. Als ich zu Lea noch kein festes Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte, ist sie mir mehrmals entwischt, weil sie sich gewaltsam losgerissen hat. Da hatte ich keine Möglichkeit sie zu bekommen, ich bin ihr dann gefolgt und sie tappelte nach Hause. Dort konnte ich sie meistens nach einigem guten Zuspruch am Halfter nehmen. Zum Glück ist auf der Straße nichts passiert, da ich Arme winkend die Autofahrer vorbereitete. Ein Acker wurde leider von Lea (und mir ;-)) einmal durchtrampelt, ich habe dem Bauer die Lage im Nachhinein erklärt und wegen Schadenersatz etc. gefragt, aber er hat mir nur auf die Schulter geklopft und gesagt, das sei schon ihn Ordnung, zum Glück ist niemandem etwas passiert :-). Ich war in diesen Ausbruchsfällen von Lea nie weit vom Stall entfernt, da –wie gesagt- das Vertrauensverhältnis zwischen mir und Lea noch nicht gefestigt war. Siehe oben ;-) … erst im sicheren Bereich „üben“.
Auf keinen Fall darf man das Pferd strafen, wenn man es nach dem Ausbruch „erwischt“ hat, sonst verbindet es das „Dableiben“ und „Sich-nehmen-lassen“ mit Negativem und wird sich das nächste Mal gar nicht anfassen lassen, weil es mit Strafe rechnet.
Lässt sich das Pferd nach dem „Ausbruch“ nehmen, muss es ehrlich und viel gelobt werden!!
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