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  Ich wurde gefragt:  
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Hast Du Erfahrungen mit einem Weidemaulkorb bzw. Fressbremse, etc.?

 
     
  Meine Meinung dazu:  
  Weidemaulkorb/Fressbremse „Best Friends“


Kurz zur Erklärung der Umstände:

Meine Stute Lea leidet an einer Stoffwechselstörung. Ihr Körper verwertet die Nährstoffe quasi nicht richtig, weshalb ständig "Bedarf" besteht. Lea frisst also dauernd... Vereinfacht könnte man sagen (soweit man diesen Begriff auf Pferde verwenden kann): Lea hat kein Sättigungsgefühl. Nun leidet Lea auch an Lahmheit an beiden Vorderbeinen, was durch ihr Übergewicht zusätzlich verschlimmert wird. Natürlich ist Lea auch bedingt rehegefährdet durch das viele Futtern.
Kraftfutter bekommt Lea nicht, nur ihre Kräuter-Vitamin-Mineralmischungen und ihre Medikamente mit einer Handvoll frischem Obst. Ansonsten steht Lea an der Heurundraufe oder auf der Weide.

Lea´s Stoffwechselstörung ist zwar durch die Medikamente/Zusatzfuttermittel und diverse Therapien besser geworden, ist allerdings nicht "heilbar". Ich hatte schon diverse Mediziner und Heilpraktiker bei meiner Lea. Eine Heilpraktikerin machte eine Magnetfeldtherapie, leider ohne weit reichenden Erfolg. Bei einer anderen Heilpraktikerin machten wir nochmal eine Therapie mit diversen homöopathischen Medikamenten, die Therapie dauerte 6 Monate - leider auch ohne Erfolg.
In der Fachklinik für Pferde wurde Lea schon komplett untersucht, dort weiß auch keiner weiter. Ich habe nun regelmäßig den Tierarzt meines Vertrauens da zur Kontrolle (regelmäßiges Blutbild, etc.).

Da mir der TA immer wieder sagte, Lea´s Gesundheitszustand wäre wesentlich besser, wenn sie nicht so fettleibig wäre - musste ich etwas tun. Ich habe Lea nun seit fast 10 Jahren und wir "leben" gut mit ihrer Krankheit - ich denke, wir kriegen das auch weiterhin gut hin. Seit Juni 2006 tägt Lea nun auf der Weide die Fressbremse/Weidemaulkorb "Best Friends".

Ich bin der Überzeugung, dass es psychisch wertvoller ist, Lea auf die Koppel gehen zu lassen. Durch den Weidemaulkorb kann sie ihrem Fress-/Knabberbedürfnis nachkommen, nur eben nicht in Massen.


Auszüge aus meinem Tagebuch:

Samstag, 03.06.06

Der Weidemaulkorb wird uns per Post zugestellt. Das Material des Maulkorbes ist nachgiebig und dennoch fest, das Material des Halfters ist leider recht hart. Das Halfter hat viele Verstellmöglichkeiten durch Schnallen, so dass das Halfter mit Maulkorb genau an den Pferdekopf angepasst werden kann. Zuerst bin ich sehr skeptisch, das Loch im Maulkorb erscheint mir sehr klein… meine arme Lea soll ja nicht hungern. Doch bei Selbstversuchen im Gras mit meinen Händen klappt es gut.

Ich ziehe Lea den Weidemaulkorb an wie ein normales Halfter, sie steckt brav ihren Kopf hinein und lässt sich die Schnalle schließen. Ich bringe Lea auf die Weide. Lea ist der Maulkorb sichtlich nicht unangenehm, sie verhält sich „wie immer“.
Lea versucht auf der Weide zu fressen, was ihr leider nicht gelingt. Sie greift ständig mit ihrem Maul „ins Leere“. Frustriert stampft sie mit den Vorderbeinen und schlägt mit dem Kopf.
Ich helfe ihr indem ich ihr immer wieder Grasbüschel durch das „Loch“ im Maulkorb schiebe, immer wieder versucht Lea gierig Gras zu fressen, was ihr aber nicht gelingt. Fast eine Stunde lang helfe ich Lea Grashalm für Grashalm durch das Loch zu ergattern. Lea versteht, dass sie langsam knabbern muss, damit es funktioniert. Sie beißt etwas genervt auf dem Plastik herum und erwischt dabei immer wieder einzelne Gräser. Zwischendurch stampft sie wieder wütend und ich helfe ihr wieder einige Büschel zu fressen. So langsam fängt Lea an zu Probieren und stellt fest, dass man mit dem Maulkorb durchaus fressen kann, nur eben langsam. Nach über einer Stunde verlasse ich die Weide und überlasse Lea ihrem Probieren. Nach ca. 3 Stunden komme ich zurück und sehe meine Lea mit dem Maulkorb in aller Zufriedenheit grasen. Sie verhält sich ganz normal wie immer. Ich bin überglücklich.

Ich biete Lea aus einem Eimer Wasser an, sie versucht zu trinken, doch sie zieht bei Berühren des Maulkorbes mit dem Wasser den Kopf zurück. Ich mache ihr Mut und plansche immer wieder im Eimer. Beim dritten Versuch trinkt Lea ganz normal. Ich bin unendlich erleichtert.

Ich bringe Lea in den Offenstall und nehme ihr den Weidemaulkorb ab. Ich füttere ihr noch einige Leckerlis aus dem Maulkorb, damit sie ihn mit Angenehmen verbindet.


Am nächsten Tag (Sonntag) steckt Lea wie selbstverständlich ihren Kopf in den Weidemaulkorb, wir gehen auf die Weide. Anfangs hat Lea wieder etwas Probleme und sucht Hilfe bei mir. Diesmal helfe ich ihr nicht, sondern muntere sie immer wieder dazu auf, langsam am Boden zu knabbern, bereits nach wenigen Minuten grast Lea zufrieden. Lea bleibt den ganzen Tag auf der Weide, hin und wieder sehe ich nach ihr, doch es ist alles „wie immer“. Als ich am Abend auf die Weide komme, stehen Lea und Smokey beieinander und betreiben gegenseitige Fellpflege – ich bin so unendlich erleichtert, denn genau das war auch eine meiner Sorgen: wie das mit dem Sozialkontakt klappen würde? Doch Lea nimmt einfach den Rand vom Maulkorb und „zieht“ ihn an Smokey´s Rücken entlang, so wie sie das sonst mit ihren Zähnen oder ihrer Lippe machen würde. Smokey und Lea verhalten sich während der gemeinsamen Kraulzeit wie immer. Puhh, mir fällt ein Stein vom Herzen.


Am Montag (Feiertag) bringe ich die Pferde erst am Abend auf die Koppel, weil ich tagsüber mit ihnen unterwegs war. Wie selbstverständlich lässt sich Lea ihren Weidemaulkorb anziehen und geht dann „normal“ grasen. Auch beim Trinken hat Lea keinerlei Schwierigkeiten. Die Pferde bleiben über Nacht auf der Weide.


Am Dienstagmorgen ist alles „in Ordnung“. Beide Pferde zufrieden und glücklich auf der Weide. Als erstes gehe ich nach der Arbeit in unseren Reiterladen und kaufe Lammfellüberzüge für das Halfter des Maulkorbes. Als ich von der Arbeit nach Hause komme, muss ich leider feststellen, dass Lea ohne Maulkorb in Gras steht – der Schreck meinerseits ist natürlich groß. Ich finde den Maulkorb im hohen Gras mit vielen Dreckspuren, wahrscheinlich hat sich Lea so „intensiv“ gewälzt, dass sie sich dabei das Halfter mitsamt Maulkorb ausgezogen hat. Ich befestige zuerst die Lammfellüberzüge am Halfter und mache die hintere Schnalle etwas fester, in der Hoffnung, dass Lea den Maulkorb nun nicht mehr verliert. Lea lässt sich auf der Weide ohne Probleme den Maulkorb wieder anlegen und tapst zufrieden davon um zu grasen.


Leider habe ich nun nicht mehr „die Ruhe“ – ich hoffe, Lea verliert den Weidemaulkorb nicht nocheinmal, denn das hätte bei ihr entsprechende gesundheitliche Folgen. Da ich tagsüber in der Arbeit bin, habe ich auch keinerlei Kontrollmöglichkeit und bin mir deshalb jetzt etwas unsicher. Dennoch ich hoffe Frohen Mutes!


Am Mittwoch Morgen war der Weidemaulkorb noch in dem gleichen Zustand wie am Vorabend. Verhedderte Grashalme im Halfter wiesen darauf hin, dass sich Lea gewälzt hatte – offensichtlich hat es dieses Mal der Weidemaulkorb „überstanden“. Ansonsten verhält sich Lea –wie gesagt- ganz normal.


08.06.06. Als ich gestern von der Arbeit nach Hause kam, stand Lea leider wieder ohne Maulkorb im Gras. Der Maulkorb lag direkt neben dem Schubberbalken, wahrscheinlich hat sie sich das Halfter während dem ausgiebigen Kratzen über die Ohren gezogen. Jetzt habe ich den Backenriemen enger geschnallt, das Halfter liegt jetzt fest an. Lea hat damit offensichtlich keine Probleme und verhält sich „normal“. Heute Morgen war der Maulkorb noch an Ort und Stelle an Lea´s Kopf *freu*. Auch sonst keinerlei Probleme!



Zusammenfassung und Hinweise:

Lea hatte anfangs den Maulkorb einige Male verloren, dann habe ich nach einigem Probieren die richtigen Einstellungen gefunden und der Maulkorb hält ohne zu drücken. Nacken- und Backenriemen habe ich mit Lammfell bzw. Neopreneinlagen gepolstert. Vorne habe ich einen Fliegenschutz angebracht. Lea ist sichtlich zufrieden damit.

Der Weidemaulkorb ist eine prima Lösung für rehegefährdete Pferde oder Pferde mit Stoffwechselproblemen. Die Pferde können ihren Koppelgang genießen und auch der Sozialkontakt zu anderen Pferden wird in keinster Weise beeinträchtigt.

Die Riemen des Weidemaulkorb-Halfters sollten gepolstert werden, um Scheuerstellen zu Vermeiden.

Der Weidemaulkorb ist keine Dauerlösung für 24 Std. Weide 7 Tage die Woche. An einigen Stunden am Tag sollte das Pferd vom Gras abgetrennt ohne Maulkorb sein können.

Der Weidemaulkorb muss täglich gereinigt werden, da sich am "Boden" des Korbes Erde ansammeln kann.



Bei weiteren Fragen bin ich gerne für Dich da :-))).
 
     
  Lea und Smokey auf der Weide. Lea grast sichtlich zufrieden und "ganz normal" mit dem Weidemaulkorb.  
     
  Lea mit ihrem Weidemaulkorb.  
     
  Bei der gegenseitigen Fellpflege.  
     
 
 
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