Aufgekommene Fragen... |
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Ich wurde gefragt: | ||||
[...] Ich hab seit 15. Märze eine junge Isländer stute! Ich komme gut mit ihr klar, nur wenn ich versuche Bodenarbeit mit ihr zu machen oder mit ihr zu spielen ist sie total unaufmerksam und hat nicht viel lust! Freispringen oder einfach stangen am boden findet sie toll aber ich würde gern mit ihr Gymnastikübungen oder Hinterhand wendungen oder sowas probieren! Vor allem hat sie das Problem das sie vom Körper her überbaut ist und viel zu viel auf der Vorhand läuft! Ich hab gestern ein paar Bilder gemacht und auf fast allen läuft sie auf der Vorhand! Das hat mich ziemlich schockiert und ich will was daran ändern! Hast du irgendwelche Tipps für mich?? | ||||
Meine Meinung dazu: | ||||
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Leider fällt es mir schwer, Dir einen "Tipp" zu geben. Was Du beschreibst ist eine Gesamtsituation, diese lässt sich mit ein paar Tipps nicht einfach so ändern. Um kongret auf Dich und Dein Pferd einzugehen, kenne ich Euch zu wenig. Was Du schreibst über Lust und Unlust: kombiniere doch einfach das was Deinem Pferd Spaß macht mit neuen Lektionen, diese wiederum verbindest zu mit viel Lob - so wird Dein Pferd bestimmt bald voller Freude und Neugier auf neue Lektionen gespannt sein. Was Du beschreibst bezüglich auf-der-Vorderhand-laufen ist für Pferde ja erst einmal "normal". Der Körperbau des Pferdes ist darauf ausgelegt, dass das Pferd stundenlang mit minimaler Muskelanstrengung grasen kann, dafür ist die Vorderhand stützend gebaut. Nur in Kampf- und Spielsituationen verlagert das Pferd sein Gewicht natürlicherweise auf die flexiblere und muskelbespanntere Hinterhand. Einen Reiter zu tragen und Im-Kreis zu laufen ist für Pferde eine unnatürliche Situation, in der wir Menschen gefordert sind, das Pferd so darauf vorzubereiten, dass der Körper schonend und auf längere Zeit gesund bleibend dieser Herausforderung Stand halten kann. Deshalb ist jede Pferdeausbildung -egal ob Klassisch, Englisch, Western oder was auch immer- bestrebt, das Pferd zu animieren, sein Gewicht auf die Hinterhand zu verlagern und eine Beugung der Hanken (= Verkleinerung der Winkel der Gelenke zueinander durch Muskelkraft) zu erreichen. So kann das Pferd körperschonend laufen und sich selbst und den Reiter kraftvoll "tragen". Um nun diesen Hankenbug und damit die Versammlungsfähigkeit zu erreichen ist es notwendig, das Pferd entsprechend zu schulen. Versammlung ist für das Pferd erst einmal sehr anstrengend - es ist in etwa so: wenn wir als Mensch einen schweren Stein aufheben in gebückter Haltung, so werden nicht viele Muskeln beansprucht, wir schaden aber durch Druck und Zug unserer Wirbelsäule ... gehen wir stattdessen in die Knie und fordern Muskelkraft zum Erheben des Gewichts, so schonen wir unsere Gelenke und die Wirbelsäule. Ähnlich verhält es sich beim Pferd. Wird dem Pferd "Versammlung" entsprechend sinnvoll antrainiert, so wird dies zu einer "guten Gewohnheit" des Pferdes - es wird möglich das Pferd weiter auszubilden und in höheren Lektionen zu schulen. Um "Versammlung" also Lastaufnahme durch die Hinterhand, Aufwölbung des Rückens und Hankenbug zu erreichen, gibt es verschiedene Ausbildungsmethoden. Ich persönlich bevorzuge Zirkelarbeit und spielerisches Training, erst später zusätzliches Gewicht durch den Reiter. Das Thema "Versammlung" ist wohl das komplexeste und am heißesten diskutierte in der gesamten Reiterwelt. Es wurden viele Bücher darüber geschrieben. Vielleicht darf ich Dir einige Buchtipps geben: meine Favoriten sind u.a. "Selbstbewusste Pferde" von Imke Spilker, "Pferdegymnastik" und alle anderen Lehren von Sadko G. Solinski, "Reiten ist ganz leicht" von Marie Symbill, "Reitkunst" von P. Karl, "Mit Pferden tanzen" von KF.Hempfling, Bea Borelles "Pferdetraining" und sämtliche Bücher über Körperbau und Anatomie des Pferdes, damit Du Dich in die körperliche Lage des Pferdes hineinversetzen kannst und situationsgemäß handeln also das Pferd in der entsprechenden Bewegung unterstützen kannst. Leider weiß ich ja nun auch nicht, wie der Ausbildungsstand von Dir und Deinem Pferd ist... angebracht ist -meiner Meinung nach- (vor allem im Zweifelsfall!) immer professionelle Unterstützung durch einen erfahrenden Ausbilder, um das Pferd sinnvoll auf sein "Reittierdasein" vorzubereiten. Hier empfinde ich die Altklassischen Lehren als die Sinnvollsten für pferdegerechte Gymnastik. Dank dafür ist ein Pferd, dass freudig läuft und gesund ist. |
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Pferde verbringen den größten Teil der Zeit damit zu grasen, langsam zu bummeln oder stehend zu dösen. Dafür ist die Vorderhand des Pferdes stützend gebaut, das heißt, das Pferd trägt den Großteil seines Körpergewichts mit wenig Muskelkraft im "Energiesparmodus" auf den stützenden (aber unflexiblen) Gelenken und Skelettknochen. | ||||
Die Knochen der Hinterhand des Pferdes sind flexibel, also nicht stützend, sondern frei haltend angeordnet.Bildlich vorzustellen wie eine ziehharmonikaförmige Feder, die gespannt und entspannt werden kann. Durch Muskelkraft nimmt das Pferd sein Gewicht auf die Hinterbeine, der Rücken wölbt sich auf, die Vorderhand ist frei. Durch Hankenbug und Versammlung kann das Pferd körperschonend laufen, die unflexible Vorderhand nimmt durch das zusätzliche Reitergewicht und geforderte Bewegungsabläufe keinen Schaden. | ||||
Reiten durch Körpersprache... | ||||