Aufgekommene Fragen...

 
   
     
 
 
     
  Ich wurde gefragt:  
  [...] und das zweite wo ich so im laufe des durchschauens drüber nachgedacht hab, war, wie du wohl mit einem völlig aggressiven, bzw. also verängstigten pferd anfangen würdest.. bzw. mit so einem pferd, das erstmal anfängt zu testen, oder besser was sagst du dazu.. hm wie schreib ich das, na wenn ich jetzt sage ein "dominantes" pferd ist das wort recht unpassend nach dem lesen der seite hier, aber halt so ein pferd, dass einen menschen nicht aktzeptiert. das gibs doch auch dann, wenn der mensch ne autoritäre ausstrahlung hat, ich denk nicht, dass die eigene freundliche autoritäre ausstrahlung von anfang an immer ausreicht!? [...] Ich habe selbst einen Reitlehrer, der seit Jahrzehnten an sich arbeitet, immer wieder neue ideen hat, ausprobiert, neues einfließen lässt und jeden monat wieder die gruppen zusammenruft und seine neusten sachen die er sich so überlegt hat den andren mitteilt und die probieren wir dann.. ist sehr interessant, na jedenfalls mein ich mich zu erinnern, dass er mal erzählte, er habe es eine weile auch mal so versucht, ganz ohne das "durchsetzten" oder wie auch immer ich es jetzt mal nenne, hoffe du weißt was ich meine. Auf jedenfall hat es dauerhaft nicht zu seiner Zufriedenheit geklappt, so dass es im moment so aussieht, dass man sich durchaus auch beim reiten mal durchsetzt.. sagen wir mal als beispiel das anreiten, man schnalzt, wartet auf die reaktion, kommt nichts legt man die gerte an, geht das pferd nich tickert man und geht es immer noch nicht zwickt man einmal. [...]  
     
  Meine Meinung dazu:  
  Diese Fragen muss man unbedingt (!!) getrennt sehen: ein „vorbelastetes“ Pferd, welches auf Grund von schlechten Erfahrungen aus Angst aggressiv oder ablehnend reagiert, ist etwas ganz anderes als ein charakterstarkes Pferd, das eine starke (Menschen-) Persönlichkeit benötigt um sich vertrauensvoll anschließen zu können (wie Du sagst „testet“).

*** Hinweis: siehe auch Thema "Vorbelastete und traumatisierte Pferde" ***

Lea´s starker Charakter und Lea´s unbeugsame Persönlichkeit gehören in den nächsten Bereich - Charakterstarke Pferde:

Wie Du vermutlich schon ahnst: charakterstarke Pferde sind mir am Liebsten und ich fördere meine Pferde in ihrer Willensstärke und ihrer Selbstständigkeit. Für mich macht es mehr Sinn, ein Lebewesen im Zusammensein mit mir zu stärken als es zu unterdrücken. Du hast Recht, dass solche Pferde „testen“ –wie Du es nennst… das liegt in der Natur eines jeden Pferdes (siehe auch meinen Text über Pferdeverhalten: Pferde suchen sich eine starke, authentische Persönlichkeit als Vertrauensperson), nur wird es vielen Pferden bereits in jungen Jahren mit noch zerbrechlicher Seele „aberzogen“. Pferde möchten sich an eine vertrauenswürdige, besonnene, charakterstarke, selbstsichere Persönlichkeit –egal ob Mensch oder Pferd- anlehnen. Alles Weitere führt in der Konsequenz für uns Menschen –für mich persönlich- wieder über Persönlichkeitstraining und Selbstreflexion. Material in Form von Literaturhinweisen, Übungsbüchern und Webtipps siehe mein Text „Dominanz & Co.“.
Zu Deiner speziellen Frage: Die selbstsichere, autoritäre Ausstrahlung „reicht“ deshalb „aus“, weil jede innere Einstellung durch unsere –hauptsächlich unbewusste- Körpersprache verdeutlicht wird. Pferde, soweit sie nicht auf jede Körpersprache desensibilisiert wurden, reagieren zuverlässig darauf – so jedenfalls meine Erfahrung mit verschiedensten Pferden. Pferde, die auf Grund von Abstumpfung durch unsensiblen Umgang, nicht mehr auf Körpersprache reagieren, können durch sensiblen, konsequenten Umgang und viel positive Bestärkung wieder lernen, auf kleinste Signale zu reagieren – so zum Beispiel auch bei meinen beiden Pferden. Natürlich braucht dies alles seine Zeit… von heute auf morgen geht da gar nichts, damit möchte ich auch gleich Deine Frage zu dem Reitlehrer beantworten: durch meine Art des Werden-Lassens ist nicht vorhersehbar, wann sich „Erfolg“ einstellt – das ist natürlich für einen Menschen, der sein Geld mit der Ausbildung von Pferden verdient nicht durchführbar. Zeit ist für Jemanden, der sein Pferd in Ausbildung bzw. Korrektur gibt Geld. Da möchte dieser Jemand meistens auch wissen, wann sich welches „Ergebnis“ einstellen wird. Ich müsste die Angabe machen: Kann 3 Wochen dauern, kann auch 3 Jahre dauern… deshalb rate ich auch dazu, an sich selbst zu arbeiten und Probleme „in die Hand“ zu nehmen, anstatt das Pferd ein paar wenige Wochen oder Monate in „Beritt“ zu geben. Sinnvoller ist es –meiner Meinung nach- mit dem Pferd gemeinsam professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn man mit seinem eigenen „Latein“ am Ende ist. Ergebnis ist ein gemeinsames Miteinander-Wachsen und Zueinander-Wachsen von Mensch und Pferd – für mich der einzig wahre Weg. Zudem hat man als Mensch die Möglichkeit, seine Persönlichkeit auch ohne Pferd weiter zu entfalten, siehe auch meine bezeichneten Literaturtipps.

 
     
 
 
   Vorbelastete und traumatisierte Pferde...
 Gegenseitiges Vertrauen als Grundlage de...